25 Jahren Skulpturengarten Oberrotenstein, das wurde am Freitag gefeiert. Mit ganz viel Kunst natürlich.
Den Auftakt gab es in der Ku(h)nstscheune von Corinna Lange, wo zwischen Strohballen zahlreiche kleine und auch größere „Ex Libris“ bestaunt werden konnten. In eindrucksvoller Vielfalt und mit unterschiedlichsten Materialien beschäftigten sich Corinna Lange, Ingrid Schatter, Heidrun und Alana Nastold, Emma Pfister, Joanna Kafka und Ulrike Bother-Clemens mit dem Thema Buch und den herausnehmbaren Kostbarkeiten. Die man bei Kaffee und Kuchen bestaunen konnte.
Ein kleines Stück weiter oben wurde schließlich das „Wanderschaf(t)“ namens Gwendoline, erschaffen von Chantal Coutu, feierlich eingeweiht. Die langbeinige Schönheit macht den Auftakt des Kunstpfads, der schon im kommenden Jahr mit Werken des Bildhauers Herbert Goeser weitergeführt werden soll. Matthias Graf-Hetzler freute sich nicht nur über den fulminanten Auftakt mit zahlreichen Besuchern, sondern auch darüber, dass das Werk der in Göllsdorf lebenden und aus Kanada stammenden Chantal Coutu einen so besonderen Platz gefunden hat. Was auch ohne großes Genehmigungs-Gedöns über die Bühne ging, denn der Platz, den „Gwendoline“ nun innehat, gehört Corinna Lange.
Musikalisch weihte die irische Sängerin Lynda Cullen die Skulptur ein – auch ein „Wandervogel“, wie Matthias Graf-Hetzler Künstlerin und Musikerin nannte – aus der Fremde in Rottweil heimisch geworden. Nach vorne gehen und in die Zukunft schauen wie das Schaf, das weit übers Land blickt und zur Einweihung von Schäferin Bianca Pfitzenmeier vom Eckhof eine echte Schaf-Glocke um den Hals gehängt bekam.
Dann ging es ein Stück weiter runter, an den Kuhweiden vorbei, zu Tobias Kammerers Skulpturengarten und in sein Atelier. Hier wartete auf die Besucher nicht nur eine beeindruckende Sammlung von Werken Erich Hausers, sondern auch Gerhard Link, der über 30 Jahre in Hausers Werkstatt dessen Edelstahlskulpturen herstellte. Und der viele Anekdoten auf Lager hatte: Von wilden Parties, als Silvester bis zum Neujahrsabend durchgefeiert wurde und Hauser selbst irgendwann einfach umfiel. Als ein Künstlerfreund von ihm das Geschirr vom Kran an der Decke auf den Hallenboden warf, und von einem gerade 21-jährigen Link, der nach drei Tagen schon alleine arbeiten musste, weil Erich Hauser nach Sao Paolo musste.


Wie Hauser arbeitete, fast besessen davon, ständig Neues zu schaffen, wie er als Professor nach Berlin ging, die Studenten dort zunächst überhaupt nicht erschienen und sich dann nicht begeistern ließen. Weshalb Hauser beschloss, Berlin den Rücken zu kehren und wieder in Rottweil zu arbeiten. Link erzählte, wie er den jungen Charlie Jäger an den Beinen festhielt, als der, 30 Meter über dem Boden, in einer Skulptur arbeitete.
Von Hausers Anfängen, als er und seine Frau von den Klavierstunden lebten, die sie gab und wie er schließlich sämtliche Wettbewerbe gewann und mit der Arbeit nicht mehr hinterherkam. Von kaum umsetzbaren Entwürfen des Künstlers, doch „es gab wenig, was nicht machbar war!“ Tobias Kammerer erinnerte sich an seinen ersten Besuch beim Hauser, mit seinem Bruder und der Mappe mit Aktzeichnungen unterm Arm, an die gnadenlose Kritik des Künstlers und dessen Aufforderung, sich zu entscheiden: Entweder Kunstlehrer oder Künstler – beides gehe nicht. Aber auch an die Unterstützung, als Kammerers Kunst am Bau in der Feldbergstraße vom damaligen Baubürgermeister gestoppt wurde, Hauser sich hinter ihn stellte und die Freiheit der Kunst einforderte.
Das Spießertum Rottweils, wie Matthias Graf-Hetzler es nannte, musste mit Erich Hauser einiges einstecken. Doch er brachte auch die Kunstwelt in die Stadt, die man heute noch erleben kann. Und am Freitag auf vielfältige Weise am Oberrotenstein erleben konnte, bis in die späten Abendstunden und zwischen Kammerers beleuchteten Glasskulpturen.